
Oct 22, 2025

Viele, die schon einmal vor Publikum gesprochen haben, kennen das: Zitternde Hände, pochendes Herz, trockener Mund. Lampenfieber. Doch was, wenn es dafür eine einfache, nachvollziehbare mathematische Formel gäbe? Eine, die erklärt, warum das so ist und was man dagegen tun kann?
Genau das hat unser Experte Markus Mondorf in der Gleichung formuliert:
Lampenfieber = Aufregung × Widerstand
Die Mondorf’sche Formel bringt auf den Punkt, was viele intuitiv spüren:
Nicht die Aufregung allein ist das Problem – sondern unser innerer Widerstand dagegen. Aufregung selbst ist ganz natürlich und kann zur unterstützenden Kraft werden, aber innerer Widerstand macht sie zur Herausforderung.
In vielen bedeutenden Situationen steigt unsere Aufregung: Der Körper bereitet sich auf Höchstleistungen vor, das Adrenalin steigt, die Sinne schärfen sich. Wir sind konzentriert und energiegeladen. Das ist völlig normal – und hilfreich.
Schwierig wird es aber, wenn wir beginnen, uns gegen die Aufregung zu wehren. Wenn wir versuchen, diese Aufregung zu unterdrücken und vielleicht denken: „Ich darf nicht nervös sein!“, „Keiner darf etwas merken!“ oder„Was denken die anderen, wenn sie mir das anmerken?!“
Genau hier greift der zweite Faktor der Mondorf’schen Formel: der Widerstand. Je stärker wir versuchen, die Aufregung zu unterdrücken, desto schlimmer wird es – bis sie uns förmlich überrollt. Das Ergebnis: Unerträgliches und hinderliches Lampenfieber.
Oder wie Mondorf im Podcast „Auftreten, Präsentieren, Überzeugen“ erklärt:
„Eine Multiplikation mit Null ist Null. Du kannst aufgeregt sein – aber wenn du dem keinen Widerstand entgegensetzt, passiert nicht viel und du kannst alles abrufen, was du vorbereitet hast. Erst der Widerstand macht es zur Herausforderung.“
Wer versteht, dass Lampenfieber nichts anderes ist, als Aufregung, multipliziert mit Widerstand, kann gezielt an der entscheidenden Stelle ansetzen: beim Widerstand. Sobald wir aufhören, unsere Aufregung zu bekämpfen, verliert sie ihre Macht. Und das, was bleibt, ist Präsenz – und ein authentischer Auftritt.
Auch der Psychiater Viktor Frankl hat das schon früh erkannt: Mit seiner paradoxen Intention forderte er Menschen auf, das zu wollen, was sie fürchten. Wer also sagt:„Ich will jetzt mal so richtig aufgeregt sein!“, erlebt oft, dass die Nervosität nachlässt.
Aufregung ableiten, nicht bekämpfen
Mondorf zieht in seinem Gespräch mit Coach Thomas Friebe auch Parallelen zu asiatischen Kampfkünsten wie Aikido: Dort geht es nicht darum, die Kraft des Gegners zu blockieren und abzuwehren, sondern die Energie zu akzeptieren und abzuleiten.
Genauso kann man auch mit der eigenen Aufregung umgehen – sie fließen und vorbeiziehen lassen, statt sie zu bekämpfen. Akzeptanz statt Kampf!
Somit ist die Lampenfieberformel ein handfestes Werkzeug für den sicheren und souveränen Auftritt:
Lampenfieber = Aufregung × Widerstand